Es ist ein sonniger Tag. Ein Wetter, das zu einem Ausflug an den nahegelegenen See einlädt. Gemeinsam mit zwei Freundinnen fahre ich an diesen Ort der Entspannung. Denn das ist er für uns schon seit Kindertagen. Im Sommer fuhren wir fast jedes Wochenende ans Wasser. Am Anfang bauten wir Sandburgen und trauten uns nur mit Schwimmflügeln in das kühle Nass. Später schwammen wir ohne luftige Unterstützung und fühlten uns so sicher, dass wir uns auf der Wasserliege hinaustreiben ließen. Das Sandburgenbauen tauschten wir gegen Beachvolleyball oder das Reden über den neuen süßen Jungen in unserer Klasse ein.
Jetzt ist es der Ort, an dem wir uns von der Arbeitswoche erzählen, über ein neu erschienenes Buch diskutieren oder uns einfach bräunen lassen. Ich liege in der Sonne und nehme nichts weiter wahr, außer der Sorglosigkeit dieses Moments. Doch dann höre ich etwas. Es ist ein Kinderlachen und ich richte mich auf und schaue in die Richtung, aus der mich diese ungezwungene Fröhlichkeit erreicht.
Zwei Kinder sitzen am Wasser und bauen eine Sandburg. Becher um Becher stülpen sie den feuchten Sand aufeinander, bis ein kleines Kunstwerk entsteht. Etwas, das nur sie geschaffen haben und auf das sie stolz sein dürfen. Als sie gerade dabei sind, einen Wassergraben auszuheben, kommt ihre Mutter und holt sie zu sich. Sie wollen aufbrechen, denn es ist schon später Nachmittag.
Ich betrachte die Sandburg und frage mich, wie lange sie sich gegen die Tücken der Zeit behaupten kann. Der Himmel zieht sich zu und mehrere Menschen packen ihre Badesachen zusammen. Der Wind weht stärker und das Wasser erreicht die Sandburg, fängt an, ihre Mauern nach und nach abzutragen.
Ich denke an unsere Kunstwerke zurück, an diese für uns so unglaubliche Freude, dies gemeinsam erschaffen zu haben. Und ich denke an die Vergänglichkeit der Zeit, die dieser Moment gnadenlos zeigt.
Die Sandburg fällt in sich zusammen, nur noch einer Ruine gleichend. Ich sehe zu meinen Freundinnen und sie signalisieren mir mit einem Handzeichen, dass auch wir aufbrechen sollten. Ich lächle sie an.
Unser Traumschloss konnte den Angriffen der nassen Front nicht standhalten, doch die Erinnerung daran lebt weiter. An diesen einen Moment der Freude, wie sie nur ein Kind empfinden kann. Und was viel schöner ist: Unsere Freundschaft ist keine blasse Erinnerung. Sie hielt stand, obwohl sie zahlreiche Stürme traf. Momente, in denen wir glaubten, sie würde kentern.
Wir laufen zum Auto und ich rede über meine Gedanken am Wasser. Wir müssen lachen, als wir uns bewusst werden, dass eine von uns Architektin geworden ist.
Wir steigen ein und fahren los. Ich betrachte meine Haut und sehe die langsam entstehende Bräune. Ich freue mich, nicht über den neuen Teint, denn auch dieser ist vergänglich. Diese Bräune visualisiert diesen Tag am Strand, an den sich meine Gedanken hoffentlich noch lange klammern. Und über den wir uns, auch später mit falschen Zähnen und beim Scrabble-Spielen, noch gerne zurückerinnern werden.